Montag, 28. Oktober 2013

Zeitreise in die Anatomie

Heute morgen auf dem Weg zur Uni hatte ich dieses Lied in den Ohren:



Aus irgendeinem Grund war das mein Soundtrack zum Präparierkurs. Nicht, dass es was damit zu tun hätte, aber ich habe es damals immer gehört und davon geträumt, mit der süßen Anatomiedozentin zu tanzen. Die "süße Anatomiedozentin" war "leider" die gefühlt schönste Frau im Klinikum und konnte sich vor Verehrern kaum retten, und so blieb es aufgrund der Tatsache,  dass die Dame von verliebten Student_innen schon schwer genervt war, beim Anschmachten aus der Ferne.
Im Moment wünsche ich mir dieses Geschmachte allerdings zurück - der Schwachsinn mit Yasmin ist ja noch schlimmer. Heute war sie wieder lieb und süß und kuschelig. Kapier ich nicht! Vor allem nicht nach dem Gebieste letzte Woche.

Aber ich komm vom Thema ab. Präparierkurs. Eine so besondere Zeit, schwer zu erklären für die, die nicht dabei waren. Man hat neben Chemie und Bio das erste Mal das Gefühl Medizin zu studieren, man hat das Gefühl, gar nicht alles lernen zu können und das Gefühl, unter dem Druck, alle Nase lang mündliche Prüfungen bestehen zu müssen, demnächst zusammenzubrechen. Jeden Morgen um acht Antreten an der Leiche, und dann gibt es Anschiss, wenn man a) nicht schnell oder b) nicht sauber genug präpariert. Oder wenn irgendwo noch ein Stückchen Papierwischtuch rumliegt. Oder man seinen Hocker nicht weggestellt hat.
Und dann gibt es diesen Moment, in dem man das erste mal ein Herz in der Hand hat oder wo man einfach hin und weg davon ist, wie die Faszien um die Muskeln herum glänzen. Und siehe da - der ganze Scheiß lohnt sich, das stundenlange Lernen, die halben und ganzen Tage im arschkalten Präpsaal. Rational kann man es nicht erklären, warum es so toll ist, einen Toten zu sezieren und warum die Bauteile des menschlichen Körpers so eine Faszination ausüben. Denn eigentlich ist eine Leiche per se nichts erfreuliches. Aber es ist so.
Und deswegen hab ich auch so geheult, als mein eigener Präpkurs zu Ende war.

Heute durfte ich dann als Tutor wiederkommen. Das war vielleicht komisch, am Anfang gab es die normale Ansage, wie man sich zu benehmen hat und ich fühlte mich wieder wie der kleine Vorkliniker. Gerade frisch im ersten Semester. Heute vor zwei Jahren, ziemlich genau.
Und dann stand ich aufm Saal und zehn Studenten schauten mich erwartungsvoll an. Äh? Achso. Ich muss denen das jetzt erklären, ne? Achja.
Also dann heute mal als Tutor. Ich kam mir merkwürdig vor und allein, dass ich das ganze jetzt ohne Druck habe und nicht mehr für die Testate lernen muss - seeeltsam.
Aber besser als nichts.
Habe dann den Rest des Tages darüber nachgedacht. Über den Klinik-Frust. Über meine Freude an der Anatomie. Wenn ich mir das so überlege - ich würde gar nicht mal unbedingt Anatom werden wollen. Ich möchte schon Ärztin sein. Ich glaube, es war einfach nur diese besondere Zeit des Anatomie-Lernens, das alles das erste Mal sehen und lernen.
Ich hoffe, meine Erstis wissen das zu schätzen, was die da gerade haben. Denk ich aber - ist eine anständige Truppe.

Augenheilkunde danach war dann ziemlich doof.
Ich hing da, Augen zu und erinnerte mich an mein erstes Semester ... und träumte. Von Yasmin. Von der süßen Anatomiedozentin (sie war auch wieder da... und immer noch so schön!). Seufz.

Gelaufen bin ich trotzdem noch, auch wenn ich den ganzen Tag auf den Beinen und völlig gar war.
Strecke: 6,1 km
Zeit: 43:03 min, 7 / km
Wetter: Sturm mit fallenden Ästen
HF: <160

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