Dienstag, 25. März 2014

Rückblick zweite Märzwoche - ich hab' Ausnahmezustand.

Oder eher: Aufnahmezustand. Das heißt Notaufnahme mit dieser niedlichen Ärztin. Genau, die Psychiaterin, die keiner mag und die aber zu mir bis jetzt ganz lieb und süß war.
Das blieb sie auch.

Montag:
Sie ließ mich einfach machen. Nahm mir das Versprechen ab, dass ich Bescheid sage, wenn ich mal was nicht weiß. Ich also brav genickt und dann ab dafür!
Viel los war nicht, also konnte ich absolut massenentspannt mit ihr meine Mittagspause aufm Balkon verchillen. Wir freundeten uns an. Die Fälle waren eher überschaubar: Armparese (subjektiv, nicht in Untersuchung objektivierbar, aber der Typ sah nicht wie ein Spinner aus - bekam dann doch ne Schlaganfallabklärung und hatte tatsächlich ne Mikroläsion im MRT), Amaurose (fragl. ischämisch oder Ablatio retinae... letzten Endes doch ischämisch und dabei dann zufällig nochn Tumor an der Niere gefunden... scheiße), fluktuierend verlaufender Stroke (krass! Mal war die Dysarthrie da und dann wieder nich... und wieder da... und wieder nich)

Dienstag:
Bisschen mehr los. Kein Chillen aufm Balkon, dafür anstrengende Rückenpatienten. Viele MRT-Aufklärungen gemacht.
Kurz vor Feierabend: Krampfanfall im Alkoholentzug, dazu war der Patient noch son kleines Koksnäschen, aber Mutti war mit und das mit dem Koks hat er erst zugegeben, als sie draußen war und dann noch ne Tablettenintox in suizidaler Absicht. Intensivpflichtig. Bin begeistert, wie oben erwähnte Ärztin solche Fälle managt.
Abends dann echt noch laufen gewesen:
Strecke: 8,3 km
Zeit: 1:00 h, 7:15 min/km
Pfeife aus dem letzten Loch.

Mittwoch:
Schwindel fragwürdiger Genese - wg. V.a. Hirnstamminfarkt doch lieber an die Stroke-Spezis übergeben.
Verlegung der Tablettenintox in die Psychiatrie. Wieder mal begeistert, wie Frau Dr. Geschichten aus Patienten rauskriegt, die eigentlich gar nichts sagen wollten.
Ein Patient mit V.a. Trigeminusneuralgie - war natürlich keine, ist es nie, war am ehesten ne Sinusitis. Auch wenn uns der Patient etwas verlangsamt vorkam (okay, er sagte was von hoch Fieber die letzten Tage... und Schmerzen... das darf.) und uns beiden die Anamnese ganz anders erzählte als dem Oberarzt. Aber mit Verstärkung der Schmerzen beim nach vorne beugen... den Infektzeichen... das kam hin. Also HNO-Konsil, Nebenhöhlen-CT, mit Antibiose entlassen.

Donnerstag:
Ich habe keine Ahnung. Der Tag ist komplett weg. War irgendwas schönes, sonniges, mit besagter Ärztin dabei, die auch noch unverschämt gut riecht. Das macht den Arbeitsalltag zwar schöner, aber nicht leichter.
Achja: im CT keine Sinusitis bei dem Kerl, aber was an der Zahnwurzel. Kommt auch hin. Nochmal bei ihm angerufen.
Ärztin so: "Der Typ mit der Sinusitis, da war noch was. Das war komisch. Auch das am Zahn. Ich muss da immer noch dran denken."

Freitag:
Was als Epilepsieanamnese anfing, wurde ausgewachsen psychiatrisch, mit Traumata und allem, was gut und teuer ist und dein Leben versauen kann.
Noch mehr Zeit mit der wunderbaren, süßen, lieben Ärztin. Was haben die eigentlich alle gegen sie? Kapier ich nicht. Sie erzählt mir ihre Version - finde ich persönlich einleuchtender.
Gegen Ende der Schicht: der Sinusitistyp ist zurück, völlig kreislaufdysreguliert, irgendwie psychotisch-verlangsamt.
Ärztin so: "Ich hab das geahnt. Und egal, wenn jetzt jemand motzt, ich mach nochn CT und diesmal sollen die alles absuchen."
Auf dem Heimweg dann ich: "Kann das ne SVT sein? So mit dem beginnenden Druck... und der Wesensveränderung?"
Sie *kreisch* "Wieso sagst du das jetzt erst?"
Ich: "Weil es mir genau *jetzt* eingefallen ist!"
Irgendwie waren wir nach diesem Tag beide völlig durch. Sie konnte sich nicht entscheiden zwischen apathisch in der Ecke die Wand angucken und heulen - ich schwankte zwischen hysterisch lachend im Kreis rennen und in eine Tüte atmen.
Am Bahhof hat sie mir einen Kaffee ausgegeben.

Fortsetzung folgt... ich bin so müde, dass ich nich mehr weiß, wo oben und unten is.

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